Gemeinschaftsleben im Alltag
Leitbild
Wir orientieren uns an folgenden Grundsätzen: • Gemeinschaft vor Egoismus: Wir handeln im Bewusstsein des Ganzen und wissen, dass das Wohl des Einzelnen untrennbar mit dem Wohl der Gemeinschaft verbunden ist. • Geist bestimmt Materie: Wir erkennen an, dass jeder Gedanke und jede Handlung schöpferische Kraft hat – Spiritualität verstehen wir als gelebte Geistesgegenwart im Alltag. • Selbstverantwortung: Jedes Mitglied trägt Verantwortung für das eigene Tun, für die Gemeinschaft und für den Platz, der uns anvertraut ist. • Achtsamkeit und Wahrhaftigkeit: Wir üben uns darin, ehrlich, klar und mitfühlend zu kommunizieren – „Sage, was du meinst, und meine, was du sagst.“ • Verbindung mit der Natur: Wir gestalten unser Umfeld in Respekt vor allen Lebensformen. Selbstversorgung, naturnahes Gärtnern und bewusster Umgang mit Ressourcen sind zentrale Bestandteile unseres Alltags. • Freude und Vielfalt: Wir fördern individuelle Begabungen und sehen Unterschiedlichkeit als Bereicherung. Jeder darf den eigenen Platz finden und sich im eigenen Rhythmus einbringen.
Spirituelles Verständnis
Wir wissen, dass wir Geistwesen in einem physischen Körper sind – Teil eines umfassenden Bewusstseins, das sich durch uns ausdrückt. „Mitakuye oyacin – Alles ist mit allem verbunden“ ist eine Weisheit der Lakota-Sioux, die uns leitet. Wir leben Spiritualität nicht als Glaubenssystem, sondern als Bewusstheit im täglichen Handeln. Rituale wie die Schwitzhütte oder das Agnihotra-Feuer helfen uns, diese Verbundenheit immer wieder bewusst zu spüren.
Grundwerte
Unsere Werte lassen sich in fünf Kernbereiche gliedern: 1. Gemeinschaft und gegenseitige Hilfe – wir teilen Zeit, Wissen, Werkzeuge und Räume. 2. Selbstversorgung und Autarkie – wir streben nach Unabhängigkeit von äußeren Systemen, so weit es möglich und sinnvoll ist. 3. Teilen und Mitgefühl – Besitz wird nicht gehortet, sondern geteilt. Was wir haben, steht auch anderen zur Verfügung. 4. Bildung und Bewusstsein – Lernen, Forschen und inneres Wachstum gehören zu unserem Lebensalltag. 5. Frieden und Ausgleich – Entscheidungen treffen wir gemeinsam, möglichst im Konsens oder durch systemisches Konsensieren.
Zusammenleben
Unser gemeinschaftliches Leben beruht auf Achtsamkeit, Transparenz und gegenseitiger Unterstützung. Jeder Mensch bringt unterschiedliche Fähigkeiten, Rhythmen und Bedürfnisse mit – diese Vielfalt ist unsere Stärke. Wir achten auf ein gesundes Gleichgewicht zwischen Privatsphäre und gemeinschaftlichem Leben. Gemeinsame Räume und Aktivitäten fördern Begegnung und Austausch, während persönliche Rückzugsorte den individuellen Raum wahren.
Ernährung
Wir ernähren uns überwiegend biologisch. Fleisch, Wurst und Eier stammen ausschließlich aus biologischer Haltung, letztere von unseren eigenen Hühnern. Obwohl wir beide den Lichtnahrungsprozess durchlaufen haben, genießen wir gutes Essen – einfach, weil es schmeckt!
Alltägliches Miteinander
Alltägliche Aufgaben wie Gartenarbeit, Brennholz machen, Pflege des Grundstücks oder kleine Bauprojekte werden überwiegend gemeinsam erledigt. Wir verstehen diese Arbeiten nicht als Pflicht, sondern als Möglichkeit, uns mit der Erde und miteinander zu verbinden. Gegenseitige Hilfe ist selbstverständlich – insbesondere, wenn jemand Unterstützung braucht oder pflegebedürftig wird.
Entscheidungsfindung
Entscheidungen, die die Gemeinschaft betreffen, werden gemeinsam getroffen. Als Methode nutzen wir bevorzugt das Systemische Konsensieren, bei dem nicht nur Zustimmung, sondern auch der Widerstand gemessen wird. So entstehen tragfähige Lösungen, die von allen mitgetragen werden können.
Kommunikation
Wir üben uns in ehrlicher und respektvoller Kommunikation. Ziel ist, offen, klar und liebevoll miteinander zu sprechen – auch über Konflikte. Wir wissen, dass jedes Gespräch die Möglichkeit bietet, einander besser zu verstehen und das gemeinsame Feld zu stärken.
Selbstversorgung und gemeinsame Nutzung
Werkzeuge, Geräte und Räume werden geteilt. Wir erwarten einen sorgsamen Umgang mit allen Dingen – wer etwas beschädigt, sorgt eigenständig für Reparatur oder Ersatz. In der Selbstversorgung liegt ein wichtiger Schlüssel für Unabhängigkeit und innere Zufriedenheit: Wir bauen Obst und Gemüse biologisch an, halten Tiere in artgerechter Haltung und verarbeiten vieles selbst – vom Einkochen bis zum Brotbacken.
Gemeinschaftsfinanzen
Kosten für Saatgut, Pflanzen, Werkzeuge oder andere gemeinschaftliche Anschaffungen werden geteilt. Für größere Investitionen – etwa Photovoltaikanlage, Brotbackofen oder Meditationsraum – ist eine freiwillige Beteiligung wünschenswert. Langfristig streben wir Formen des Wertausgleichs ohne Geld an, etwa über das Prinzip von Gradido oder gegenseitige Leistungsaustausch-Systeme.
Freizeit und Inspiration
Musik, Kunst, Bewegung, Meditation oder Handwerk – all das darf Raum haben. Wir verstehen Freizeit nicht als bloße Erholung, sondern als schöpferische Zeit. Individuelle Interessen und Talente werden als Teil des Ganzen gesehen und bereichern das gemeinsame Leben.
Entwicklung und Zukunftsperspektive
Unsere Gemeinschaft in Möhlau ist ein lebendiger Organismus, der sich ständig weiterentwickelt. Wir verstehen uns als offenes Experimentierfeld, in dem neue Formen des Miteinanders ausprobiert, reflektiert und angepasst werden können – im Einklang mit unseren Grundwerten.
Vernetzung und Austausch
Unsere Vision geht über Möhlau hinaus: Wir möchten regionale Netzwerke aufbauen, die ähnlich orientierte Menschen miteinander verbinden. Ziel ist es, voneinander zu lernen, Ressourcen zu teilen und gemeinsam regional autarke Strukturen zu schaffen. •
Langfristige Perspektiven
Schritt für Schritt streben wir die weitgehende Autarkie in den Bereichen Ernährung, Energie, Wasser, Bauprojekte und Handwerk an. Wir planen gemeinschaftliche Projekte wie Brotbackofen, Meditationsraum, Photovoltaikanlage oder ein weiteres Gewächshaus für den erweiterten Garten. Langfristig möchten wir ein Modell schaffen, das Vorbildcharakter hat: für ein menschliches, wertebasiertes Zusammenleben, das im Einklang mit Natur, Mensch und spirituellem Bewusstsein steht. •
Werteorientierte Zukunft
Wir bleiben unserem Grundprinzip treu: Fülle statt Mangel, Kooperation statt Konkurrenz, Geist vor Materie. Jede Entscheidung, jede Handlung und jedes Projekt wird mit Blick auf das höchste Wohl aller Beteiligten und des Großen Ganzen getroffen. Wir möchten, dass unsere Gemeinschaft ein Ort ist, an dem Wachstum, Lernen, Freude und Verantwortung miteinander verbunden werden.